Magic Mike - The Last Dance (2023) (2024)

Als Steven SoderberghsMagic Mike“ im Jahr 2012 in die Kinos kam, wurde der Film als frivoler Spaß für Hetero-Frauen mit vielen knackigen, tanzenden Typen vermarktet. Dass sich dahinter eine Tragikomödie verbarg, deren Geschichte lose auf den Erfahrungen des einst als Stripper auftretenden Hauptdarstellers Channing Tatum basierte, verlieh dem Werk etwas überraschend Subversives: Das Publikum strömte (größtenteils) herbei, um nackte Haut zu sehen, und erhielt letztlich eine durchaus ernsthafte Auseinandersetzung mit den Sonnen- und Schattenseiten der Stripperszene.

Der Film erzählte, wie der Protagonist Mike Lane als Möbeldesigner durchstarten will und dafür tagsüber als Bauarbeiter schuftet sowie abends in einem Stripclub blankzieht. Zudem zeigte er, wie dem Neuling Adam (Alex Pettyfer) das exzessive Clubleben zu Kopf steigt. Unter anderem dank Matthew McConaughey, der den exzentrischen Besitzer des Clubs mit spürbarer Freude verkörperte, verfügte Magic Mike über einen hohen Unterhaltungsfaktor – und hatte zugleich Tiefe und Herz. Die Fortsetzung Magic Mike XXL, die Soderberghs langjähriger Regieassistent Gregory Jacobs 2015 inszenierte, verabschiedete sich weitgehend von jener Tiefe und schilderte recht unbekümmert einen Roadtrip der Strippertruppe zu einer Convention in Myrtle Beach. Der Film war kaum mehr als eine Nummernrevue, aber immerhin in seiner Figurenzeichnung mitunter ziemlich charmant, etwa wenn er die Unsicherheiten der Männer und die Lust diverser Frauen thematisierte.

Und jetzt kommt Magic Mike – The Last Dance – wieder mit Soderbergh selbst auf dem Regiestuhl. Gleich zu Beginn erfahren wir, dass die Möbelfirma des Titelhelden ein Opfer der Pandemie geworden ist und sich Mike deshalb als Barkeeper über Wasser halten muss. Auf einer Spendengala in Miami lernt er die Gastgeberin Maxandra Mendoza (Salma Hayek) kennen, die von Mikes Vergangenheit als Stripper erfährt und im Anschluss an das Event um eine Privatvorstellung bittet, für die sie 6.000 US-Dollar hinzublättern bereit ist.

Die Sequenz, in der Maxandra Mike dieses Angebot unterbreitet, würde auch als eigenständiger Kurzfilm funktionieren. Mit anderer Besetzung, aber identischen Dialogen könnte daraus ein beklemmend-bizarres Kammerspiel im Stil von Paradies: Liebe (2012) werden. Da Hayek indes umwerfend attraktiv ist, bleibt das Ganze im Rahmen einer hübschen Erotikkomödie, die uns im weiteren Verlauf eine Art Kamasutra-Übung mit (zunehmend weniger) Klamotten präsentiert: Mikes Tanzeinlage wird zum heißen, athletischen Vorspiel und – Vorsicht, Spoiler! – bei aller Heuchelei, die in der Romantisierung dieses Machtgefälles liegt, zum einzig originell gestalteten Moment dieses Films. Die beiden landen zusammen im Bett – und Maxandra überredet Mike, mit ihr für einen Monat nach London zu reisen, da sie dort ein kreatives Projekt für ihn habe. Wie Mike schließlich erfährt, soll er in einem alten Theater, das Maxandra durch die Trennung von ihrem reichen Mann zugesprochen wurde, als Choreograf eine Tanzshow auf die Beine stellen. Wenn er es durchzieht, will sie ihm dafür 60.000 Dollar zahlen.

Von einer revolutionären Show, die so ekstatisch und transzendierend wie jener Privattanz von Mike sein soll, ist die Rede – sowie von der Macht der Frauen, die sich darin zeigen solle. Diese Worte bleiben jedoch ebenso bloße Behauptung wie alles andere in Magic Mike – The Last Dance. Der Film und die Show, die im letzten Akt zur Aufführung kommt, sind so pseudo-feministisch und oberflächlich wie etliche schlecht gealterte Dramödien der 1980er und 1990er Jahre, die sich progressiv geben, aber bei näherer Betrachtung doch eher völlig bieder und banal bleiben.

Die von Hayek erstaunlich einfallslos und stereotyp interpretierte High-Society-Lady wirkt wie aus einem müden Disney-Ulk – weshalb es passt, dass auch die meisten Konflikte, die sie umgeben, in Manier eines enttäuschend unterkomplexen Nachmittagsprogramms für Kinder „gelöst“ werden, begleitet von Gags, die mit „Bitte kichern!“ untertitelt werden könnten. Maxandras Butler Victor (Ayub Khan-Din), eine sehr, sehr britische One-Liner-Maschine, und ihre neunmalkluge Adoptivtochter Zadie (Jemelia George) unterstreichen diesen Eindruck noch.

Dass einige Dialogpassagen sowohl dramaturgisch als auch ästhetisch wie Telenovela-Szenen anmuten, ist bedauerlich. Dass die Tänzer, die für die Show gecastet werden, namen- und charakterlos bleiben, obwohl es gerade zur Stärke der ersten beiden Teile zählte, die Stripper zu markanten Charakteren zu machen, ist eine fragwürdige Entscheidung. Und dass die Show letztlich in einer ambitionslosen Art und Weise gefilmt wird, die einfach wie der Videomitschnitt des Events wirkt, ist irgendwie schade.

Am schlimmsten ist allerdings die Verlogenheit, die Magic Mike – The Last Dance in Bezug auf die gestählten Körper hat, die hier im Zentrum stehen. In einem Interview erzählte Tatum kürzlich, wie unnatürlich und gar ungesund es sei, sich einen solchen Körper anzutrainieren („You have to starve yourself“). Als Mike wiederum von der verblüfft-faszinierten Maxandra gefragt wird, wie er so einen Körper haben könne, entgegnet er lapidar (und ohne erkennbare Ironie), das liege schlicht an den „Genen von Mom und Paps“. Wir sehen ihn kein einziges Mal trainieren. Wir hören kein Wort über überzogene Körperbilder, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben und das Schönheitsideal von Abercrombie&Fitch-Reklame unreflektiert feiern. Wäre der Film ein Feuerwerk der Unterhaltung, ließe sich womöglich einwenden, dass Kino auch einfach mal Vergnügen bereiten darf, ohne Anspruch auf Realitätsnähe. Dafür fehlt es Magic Mike – The Last Dance hingegen an Witz und Klasse. Diesen letzten Tanz können wir wirklich alle auslassen.

Magic Mike - The Last Dance (2023) (2024)

FAQs

What was the point of Magic Mike's last dance? ›

Magic Mike's Last Dance is a character study of middle-aged disaffection that evolves into a dry British screwball farce, showcasing the practical demands of realizing a creative production on one's own terms.

Is Magic Mike's last dance worth seeing? ›

If it isn't quite as much fun as the first two movies, Magic Mike's Last Dance is still worth a handful of sweaty, crumpled dollar bills.

Does Mike end up with Max in Magic Mike? ›

Magic Mike's Last Dance ends with Mike and Maxandra declaring their love for one another. With Maxandra officially divorced, it's likely Mike will stick around in London to be with her. After all, there's not much left in Miami for him, what with his business having tanked and no romantic relationships to maintain.

Is Isabel Ascendant a real play? ›

Exactly what those things are is both staggeringly obvious (Mike) and obliquely approached (by declaring him the director and choreographer of a strip show named after and somewhat based on a nonexistent, long-running, apparently sexist play called Isabel Ascendant).

Is Magic Mike's Last dance based on a true story? ›

Magic Mike is not based on a true story; however, there are some real-life parallels from its star Channing Tatum, a male dancer early in his career, and some of his experiences of the environment and energy of the scene did translate to the silver screen.

Is Matthew McConaughey in Magic Mike's last dance? ›

Magic Mike's Last Dance & XXL Both Lack Matthew McConaughey

His absence in Magic Mike XXL was noticeable. A McConaughey-sized hole was hard to ignore, no matter how enjoyable the sequel was. Magic Mike's Last Dance, more than the second film, needed a dose of McConaughey's charm and chemistry with Tatum.

Did Channing Tatum really dance in Magic Mike? ›

Channing Tatum does indeed do all his own dancing in Magic Mike's Last Dance, just as he did in the previous two films. Tatum doesn't have any professional training as a dancer, but audiences are well aware of the talent the actor has when busting a move on the dance floor.

Is there anything at the end of Magic Mike's Last dance? ›

After a lap dance number for three of the more mature audience members, Mike partners with a ballet dancer for the final number. The piece, set in the rain, is reminiscent of moments shared between him and Max. Once the show is over, Mike finds Max and they kiss.

Are the dancers in Magic Mike The Last Dance from the show? ›

Many of the film's performers were plucked from the cast of "Magic Mike Live" shows in Las Vegas and London, including J.D. Rainey, Jackson Williams, Patrick Packing, and Anton Engel.

How much stripping is in Magic Mike: The Last Dance? ›

“There's no nudity in Magic Mike's Last Dance. There's not even a thong,” director Steven Soderbergh noted in an interview with Rolling Stone.

What was the intermission in Magic Mike's last dance? ›

Three quarters of the way through the film, an intermission sign pops up, featuring some kittens. Not in a Fight Club (breaking the third wall way), or a Titanic (this film is so long you'll literally need a toilet break) way. It's not telegraphed, or explained, it just happens.

Who does Mike end up marrying? ›

Suits Season Finale Promo: Mike & Rachel Get Married! Finally!

Why is Magic Mike's last dance bad? ›

The premise is shaky, the acting is overwrought, the script is full of lines that make absolutely no sense, and yet: Magic Mike's Last Dance is fun as hell, specifically because it's bad.

How much did Channing Tatum make for Magic Mike? ›

What Did Channing Tatum Make for Magic Mike? According to Forbes, Channing made "$60 million in earnings between June 2012 and June 2013" mostly thanks to Magic Mike—which Channing and director Steven Soderbergh financed themselves with "just" $7 million.

What was the point of Magic Mike? ›

“Magic Mike” is a movie about male strippers, but it's also a post-recession financial drama about sex and nihilism and how labor and identity are inextricably linked.

Is there anything after the credits of Magic Mike's Last dance? ›

Despite the fact that post-credits scenes have become increasingly popular for comedies and dramas today, Soderbergh doesn't use the device in his trilogy-ending film. Since Magic Mike (2012) and Magic Mike XXL (2015) didn't feature end-credits scenes, it's not surprising that Magic Mike's Last Dance lacks one as well.

Will there be another Magic Mike after the last dance? ›

While Magic Mike 4 has not been confirmed, director Steven Soderbergh has expressed interest in expanding the Magic Mike universe and exploring spinoffs and different characters, potentially through a streaming service like HBO Max.

Did Magic Mike 3 bomb? ›

Considering the film's box office gross was far less than its predecessors in its opening weekend (though it had the disadvantage of opening Super Bowl weekend), and its reviews were not glowing, Magic Mike's Last Dance would have been better suited as a streaming release.

Who dropped out of Magic Mike last dance? ›

Steven Soderbergh is dismissing any and all rumors regarding why Thandiwe Newton dropped out of Magic Mike's Last Dance. In the Academy Award-winning director's recent interview with Rolling Stone, Soderbergh, 60, said that "everything [he] saw publicly was wrong" concerning Newton's decision to leave the project.

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Author: Ouida Strosin DO

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